Edito von Yves Batardon, Bauer und Vorstandsmitglied von Uniterre, Soral (GE)

Uniterre ist dynamisch ins neue Jahr gestartet! Unser Engagement für eine bäuerliche Landwirtschaft findet im ländlichen Raum ein immer breiteres Echo. Im abgelaufenen Jahr haben wir rund 100 neue Mitglieder begrüssen dürfen. Im Wallis ist unsere Kampagne für faire Preise so gut angekommen, dass motivierte Bäuer*innen und Winzer*innen eine regionale Sektion gründen wollen. Das ist erfreulich: Denn je mehr wir sind, desto besser können wir auf unsere Anliegen aufmerksam machen.

Wie stellen wir uns die Zukunft von Grund und Boden vor, wie diejenige unserer Bauernhöfe und den Familien, die sie bewirtschaften? Wie können wir junge Menschen für die Landwirtschaft begeistern, damit sie sich für sie engagieren?
 In erster Linie müssen wir mit aller Kraft der «Mutter Erde» wieder den Wert geben, den sie verdient, und die Arbeit der Menschen wertschätzen, die davon leben.

Bei Uniterre setzen wir uns für eine einheimische Produktion und faire Preise in einer lebendigen, natürlichen und sozialen Umwelt ein. Wir wollen aktiv bleiben und inspirieren uns an erfolgreichen Kämpfen – wie jener im Jahr 1953 als 4000 Bäuer*innen den Bahnhof in Saxon blockierten und beim Bund das 3-Phasen-System einforderten, um die Gemüse- und Früchteimporte zu regulieren.

Nur gemeinsam können wir Bäuer*innen unsere Zukunft gestalten und uns dabei auf das Wesentliche konzentrieren. Unser Land muss diejenigen Dinge wieder aufwerten, die für unser Leben unerlässlich sind – und zwar jetzt! Die Ernährung ist die Grundlage unserer Existenz, dennoch repräsentiert sie heute durchschnittlich nur acht Prozent des Budgets in einem Schweizer Haushalt.

Acht Prozent für etwas, das unerlässlich ist – ist das unser Ernst? Für uns Bäuer*innen ist es jedoch schwierig, sich legitimiert zu fühlen, faire Preise einzufordern, wenn man uns ständig sagt: «Ihr Bäuer*innen, ihr werdet bereits mit Direktzahlungen unterstützt! Eure Produkte sind teuer! Ihr seid nicht konkurrenzfähig, zudem belastet ihr die Umwelt.»

Diese verunglimpfenden Behauptungen kommen nicht von ungefähr, sondern werden von den Vertreter*innen der Marktwirtschaft in Bundesbern verbreitet. Agrarbudgets werden so gewählt, als wären es Spenden für Bedürftige. Doch dieses Geld ist in den Taschen der Bäuer*innen gewissermassen nur auf der Durchreise. Denn am Ende sind es die Zwischenhändler*innen, die Zulieferer*innen und der Grosshandel, die durch unanständige Margen profitieren, währendem die Zerstörung des ländlichen sozialen Gefüges unaufhaltbar weitergeht.

Wie können wir also im Kontext der aktuellen Realität dennoch stolz auf uns sein, und es auch bleiben – in einem Land, wo die Kapitalanlagen der Banken 14-mal mehr CO2 produzieren als die gesamte Schweizer Bevölkerung? Die Skandale häufen sich, doch die Banken sind nach wie vor frei, ihre sozialen und ökologischen Fussabdrücke selbst zu regulieren. Währenddessen liefert uns das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) den Wölfen aus und bürdet uns Umweltauflagen auf, die nichts mit unserer bäuerlichen Realität zu tun haben und so gut wie nie angemessen entlohnt werden.

Im Jahr 2024 Bäuer*in zu sein, heisst nicht mehr nur, sich zu verteidigen. Nein, es heisst auch, den Verfechter*innen der liberalen Marktwirtschaft die Stirn zu bieten. Denn sie sind es, die unfähig sind, das Wesentliche zu schützen und dem Überflüssigen Grenzen zu setzen.

Handeln wir also gemeinsam und gehen wir mit Überzeugung vorwärts in unsere Zukunft.

Danke, dass Sie sich aktiv daran beteiligen!