Seit Jahren setzt sich Uniterre für faire, kostendeckende Produzent*innenpreise ein. Mit 69.25 Rp./kg lag der durchschnittliche Milchpreis 2022 (gemäss Jahresbericht von Swissmilk) weit unter den Produktionskosten. Unter dem gewaltigen Preisdruck der Verarbeiter und Grossverteiler werfen immer mehr Milchproduzent*innen das Handtuch. 1998 zählte die Schweiz noch rund 44’000 Milchbetriebe, Ende 2022 waren es 17’603!
Im September 2019 haben wir die Faire Milch „Faireswiss“ lanciert. Unsere langjährige Forderung nach 1 Franken pro Kilo Milch konnte damit für die beteiligten Betriebe erfüllt werden, was mehr als einen Hoffnungsschimmer darstellt. Die Faire Milch „Faireswiss“ ist nunmehr eine von Uniterre unabhängige Genossenschaft und hat sich erfolgreich etabliert.
Eine gute Handvoll von Milchproduzentinnen und -produzenten bearbeitet in der Arbeitsgruppe Milch nebst der Tagesaktualität vor allem folgende Themenkreise:
• Die Verkäsungszulage, welche nur zum Teil den Weg bis zu den Produzentinnen und Produzenten findet.
• Der Standard-Milchlieferungsvertrag der Branchenorganisation Milch (BO Milch), welcher sich nicht an die Vorgaben der Eidgenössischen Räte halt.
• Die Butterimporte und der gleichzeitige Export von Industriekäse zu Dumpingpreisen, welcher unsere qualitativ hochstehenden Käseexporte sabotiert.
Wir pflegen enge Kontakte mit der „Bäuerlichen Interessengemeinschaft Milch“ Big-M vom Säuliamt. Auf europäischer Ebene sind wir Mitglied beim „European Milk Board“ EMB.
E inheimisches Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen sind Grundpfeiler unserer Autonomie und Ernährungssicherheit. Extremwetterereignisse nehmen drastisch zu und belasten die Sicherheit und die Qualität der Erträge. Für die landwirtschaftlichen Betriebe bedeutet dies, dass sie die Risiken besser erkennen und ihnen vorbeugen müssen. Offene Landflächen, insbesondere Fruchtfolgeflächen, müssen geschützt werden. Bodenqualität und Biodiversität müssen beim Schutz von Agrarland besser berücksichtigt werden.
Uniterre fordert eine transparente Herkunftsdeklaration, die Regulierung der Importe, insbesondere der 120’000 Tonnen vorgefertigter industrieller Backwaren, und faire Preise. Ökologische Produktionsmethoden stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit.
Uniterre hat eine Arbeitsgruppe Ackerbau.
Angesichts der Herausforderungen für Umwelt und Klima stehen wir einen vernünftigen Fleischkonsum ein, bei dem Qualität vor Quantität geht. Dennoch muss der Wert der Weidewirtschaft für die Erhaltung der Biodiversität, die Aufwertung der Grasflächen in den Bergregionen und den Schutz vor Naturgefahren anerkannt werden. Im Sinne einer diversifizierten und autonomen bäuerlichen Landwirtschaft hat die Viehzucht ihren Platz, auch im Flachland. Uniterre setzt sich für eine bäuerliche Tierhaltung ein, in der das Wohl der Tiere und der Schutz unserer Ressourcen gewährleistet sind. Dies ist nur mit fairen und gerechten Strukturen für uns Bäuerinnen und Bauern möglich.
Es braucht kostendeckende Preise für die Produzent*nnen und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das bäuerliche Einkommen muss garantiert werden, insbesondere um den Selbstversorgungsgrad, der für die Ernährung unserer Tiere notwendig ist, aufrechtzuerhalten oder sogar zu erhöhen. Auch bei Importen müssen die Schweizer Standards angewandt werden.
Uniterres Fleischkommission ist eine Gruppe, die auf diese Fragen spezialisiert ist. Sie besteht aus einem Mitglied des Sekretariats sowie Landwirt*innen aus den verschiedenen Sektionen. Sie nimmt Stellung zu aktuellen Fragen der Agrarpolitik, formuliert Forderungen und setzt sich dafür ein, dass die Produktion und der Konsum von Fleisch im Einklang mit wirtschaftlichen, ethischen, sozialen und ökologischen Anforderungen stehen.
Im Bereich des Weinbaus arbeiten wir insbesondere an den Fragen rund um Marktzugang, Konkurrenz und Importe. Während der inländische Weinkonsum seit Jahren kontinuierlich zurückgeht, bleiben die Importkontingente unverändert hoch und bedrängen zunehmend die einheimische Produktion.
Wie für alle anderen Branchen auch setzt Uniterre auf eine lokale und nachhaltige Produktion. Im Einklang mit dem erforderlichen Produktionsaufwand sollen die Produzentenpreise sowohl für die familieneigenen als auch für die familienfremden Arbeitskräften (oftmals ausländische Hilfskräfte) würdige Arbeitsbedingungen und eine korrekte Entlöhnung gewährleisten.
Das Obst und Gemüse, das in der Schweiz verzehrt wird, belegt die ersten Regale am Eingang der Supermärkte und trägt wesentlich zum Image einer humanen, produktiven und respektvollen Landwirtschaft bei, das von den Kommunikationsabteilungen des hiesigen Agrobusiness vermarktet wird.
Die beiden orangen Riesen und die Discounter sind sich nicht zu schade, von der “Unterstützung” zu profitieren, die die Bevölkerung “ihren Gemüsebauern und -bäuerinnen” zukommen lassen möchte. Und je lokaler, saisonaler und biologischer das Obst oder Gemüse angebaut wurde, desto teurer wird es an diesen einladenden Ständen. Wie eine Studie der des Westschweizer Konsumentenschutzes (FRC) ergab, lässt sich dies gut durch die Gewinnmargen der Supermarktketten erklären. Das Zwei-Phasen-System, das die Schweizer Obst- und Gemüseproduktion durch eine Zollschranke während der hiesigen Erntesaison schützen soll, setzt den Sektor in Wirklichkeit stark unter Druck. Ausserhalb der Saison sind die Preise niedrig, da die Supermärkte von Importen zu Spottpreisen profitieren, während in der Saison der einheimischen Produktion die Preise in den Geschäften am höchsten sind, da die Supermärkte davon profitieren, um ihre Gewinne zu erhöhen.
Ausserdem deutet die Zunahme von “Club”-Sorten im Obstbau (Auflagen für Anbauflächen und technische Routen, Käufer, Preise und Verkaufskriterien) auf eine immer engere Angleichung an die europäischen Auflagen hin, was ein schwindendes Angebot an freien und bäuerlichen Sorten ergibt zugunsten von F1-Hybriden, und künftig vielleicht auch von biotechnologischen Basteleien. Die Branche muss sich also neu erfinden, wenn sie nicht zum Wasserträger der Agrarindustrie verkommen will. In diesem Sinne unterstützt Uniterre die Diversifizierung der Strukturen, bäuerliches Saatgut und frei zugängliche, an die lokalen Bedingungen angepasste Sorten, sowie Initiativen, die kurze Transportwege ermöglichen. Wir positionieren uns auch für gerechte soziale Bedingungen, insbesondere in diesem Sektor, der am meisten Arbeitskräfte, vor allem Saisonarbeiter, benötigt.
Uniterre hat sich von Beginn an für die Schaffung und Unterstützung der Bewegung der vertragsbasierten und solidarischen Landwirtschaft engagiert. Die Vertragslandwirtschaft (VL), auch solidarische Landwirtschaft (Solawi) oder auf Englisch Community Supported Agriculture (CSA) genannt, hat sich zu einer Bewegung entwickelt, die Landwirtschaft auf neue Weise denkt und umsetzt. Sie entwickelte sich um 1970 in Japan und startete 1978 in Genf mit der Genossenschaft Les Jardins de Cocagne.
Die Bewegung bringt Konsument*innen und Produzent*innen zusammen. Erstere verpflichten sich vertraglich dazu, Gemüse oder andere Lebensmittel von einem oder mehreren Bauernhöfen zu kaufen und bezahlen im Voraus. Produzent*innen erhalten ihrerseits Planungssicherheit und sind nicht gezwungen, Überschüsse anzubauen. Darüber hinaus ermöglicht die direkte Verbindung zwischen Konsumierenden und Produzierenden eine solidarische Diskussion über kostendeckende Preise und einen sozialen Zugang zu hochwertigen, lokalen und gesunden Lebensmitteln. Dies ist einer der Wege, um sich von den grossen Handelsketten zu befreien und sowohl auf dem Feld als auch auf dem Teller eine gewisse Autonomie wiederzuerlangen.
In der Schweiz und auf der ganzen Welt entstehen immer mehr solcher Initiativen. Diese Bewegung zeigt, dass eine andere Landwirtschaft möglich ist. Eine Landwirtschaft, die in vielerlei Hinsicht vorbildlich ist: kurze Kreisläufe, Fokus auf Handarbeit, geringer Energieverbrauch, wenig Abfall. Sie bietet mehr als nur frische Nahrungsmittel, sie bietet die Möglichkeit, solidarische Wirtschaftsformen auszuprobieren und in die Praxis umzusetzen!
An der Seite von La Via Campesina beschäftigt sich Uniterre seit 2013 mit dem Konzept der Agrarökologie und mit der Notwendigkeit, Alternativen zum derzeitigen agrarindustriellen Modell zu entwickeln. Agrarökologie ist mehr als eine neue Art der Produktion. Sie ist auch eine Lebensweise und ein Prozess des sozialen Wandels. Die Agrarökologie betrachtet die verschiedenen Arten nicht isoliert, sondern befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Menschen, Tieren, natürlichen Ökosystemen und landwirtschaftlichen Produktionssystemen. Der Bauernhof ist somit ein “Agrarökosystem”, das sich optimal in die Umwelt einfügen und dazu beitragen soll, die Probleme im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt zu mildern.
Wenn wir von Agrarökologie sprechen, meinen wir:
• Die Entwicklung von landwirtschaftlichen Systemen, die mit weniger Hilfsmitteln (Pestizide und synthetische Düngemittel, Kraftfutter, Maschinen usw.) und Energie auskommen;
• Die Entwicklung von Nahrungsmittelsystemen, die weitestgehend auf lokaler Produktion und lokalem Verkauf basieren und darauf abzielen, Verschwendung, Transport und Gesundheitskosten zu reduzieren;
• Die Erhaltung und Weiterentwicklung der Bodenfruchtbarkeit sowie die nachhaltige Nutzung von Wasser und allen natürlichen Ressourcen;
• Die Produktion und Nutzung von lokalen, an das jeweilige Gebiet angepassten Sorten und Tierrassen sowie die Förderung der bäuerlichen Kontrolle ebendieser Ressourcen;
• Die Förderung einer weniger mechanisierten und digitalisierten Landwirtschaft, die jedoch offen für den Fortschritt ist, z. B. durch Agroforstwirtschaft, Low-Tech oder Diversifizierung der Anbaumethoden;
• Die Aufrechterhaltung einer Basis von kleinen und mittelgrossen Bauernhöfen und eine nachhaltige und angepasste Nutzung der verschiedenen geografischen und klimatischen Zonen unseres Landes;
• Die Sicherstellung des Zugangs zu Land, Wissen und Ressourcen insbesondere für junge Menschen, Frauen, neo-rurale Bewegungen und Kollektive. Und die Sicherung eines menschenwürdigen Einkommens für diese Personengruppen.