Pressemitteilung von Uniterre

Senkung des Richtpreises für A-Segment-Milch: Eine mehr als beschämende Entscheidung!

Die Branchenorganisation Milch (BOM) gab am 20. November bekannt, dass der Richtpreis für A-Segment-Milch ab dem 1. Januar 2024 um 2 Rp. sinkt. Der Richtpreis fällt somit von 81 auf 79 Rp/kg. Das Hauptargument: «Die Preissenkung ist vor allem die Folge der stark gesunkenen Milchpreise in Europa.» Wie schafft man es, sich so offen über die Milchbäuerinnen und -bauern in diesem Land lustig zu machen? Zur Erinnerung: A-Segment-Milch ist die Milch, die für den Schweizer Markt verwendet wird. Was hat die Senkung des Milchpreises in Europa damit zu tun?!? Diese Entscheidung, OHNE VALIDE ARGUMENTE, ist beschämend, inakzeptabel und ein weiterer Affront für die Schweizer Milchproduzent*innen! Sie zeigt uns einmal mehr, dass die sogenannte «gute Vertretung» zwischen Produzent*innen, Verarbeiter*innen und Käufer*innen innerhalb der BOM nicht funktioniert! Wir fordern eine komplette Neugestaltung dieser Organisation, damit die Produzent*innen wirklich Einfluss auf die Verhandlungen nehmen können.

In der Pressemitteilung heisst es ausserdem: «Die Preisdifferenz zwischen der Schweiz und der EU ist damit auf ein Rekordhoch gestiegen, was vor allem für die Exportprodukte – schwergewichtig Käse und Milchgrundstoffe für die zweite Verarbeitungsstufe – zu einer grossen Herausforderung geworden ist.»

Anstatt sich um den Export von Schweizer Käse zu sorgen, sollte die BOM sich dringend damit beschäftigen, dass wir in der Schweiz bald nicht mehr genug Milch haben werden, weil sie alle Milchbauern in diesem Land vergrault hat. Einer nach dem anderen hört auf! Was für eine Schande! Wie kann es einem so sehr an Weitsicht fehlen?

Es sei ausserdem daran erinnert, dass die Differenz zwischen dem Richtpreis und dem tatsächlichen Preis, der den Milchproduzent*innen gezahlt wird, heute mehr als 10 Rp/kg beträgt. Es besteht also die Gefahr, dass es noch schlimmer wird. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ineffizienz, die Milcherzeuger*innen werden es Ihnen nicht danken.

 

Label Grüner Teppich für die Milch: Wo bleibt das Wohl der Produzent*innen?

Der Branchen-Standard Grüner Teppich wird ab 2024 für alle Schweizer Milchproduzent*innen obligatorisch. Während bei der Molkereimilch die allermeisten Produktionsbetriebe angemeldet sind, sind es in der Westschweiz laut der Zeitung „Agri“ 50 % der Käsereimilch-Produzent*innen noch nicht. Nicht wenige Betriebe tun sich trotz Kompensationsmöglichkeiten schwer mit dem Einhalten von RAUS oder BTS.

Uniterre unterstützt das Bestreben nach verbessertem Tierwohl durch die Programme regelmässiger Auslauf ins Freie (RAUS) oder besonders tierfreundlichen Aufstallungssysteme (BTS). Für viele Betriebe ist es indes mit grossem Aufwand verbunden, den Anforderungen gerecht zu werden. Der entsprechende Zeitungsartikel erwähnte ebenfalls, dass laut Branchenorganisation Milch (BOM) der Zuschlag von 3 Rp. Seit 2 Jahren bereits im Käserei-Milchpreis enthalten ist. Seltsame und fragwürdige Vorgehensweise: Die Prämie soll also ausgerichtet worden sein und werden, ohne dass die Betriebe die entsprechenden Anforderungen erfüllten? Anderseits: Genügen 3 Rp. / kg Milch wirklich, um die Investitionen und Aufwendungen abzudecken, die der Grüne Teppich erfordert? Da hegen wir grösste Zweifel.

Wir beharren darauf, dass die Aufwendungen für Ökologie und Tierwohl den Produzent*innen vollständig abgegolten werden müssen. Gleichzeitig weisen wir darauf hin. dass das Wohlergehen der Bäuerinnen und Bauern allererste Grundvoraussetzung ist für eine nachhaltige Verbesserung des Tierwohls.

Wird der Grüne Teppich zum Standard, so setzt er sich von keiner anderen Produktionsform ab und benötigt entsprechend keine zusätzlichen schönen Zeichnungen auf den Verpackungen. Dieser Wildwuchs von Labeln, die in Wahrheit kaum welche sind, bringt im Grunde nichts. Er macht den Mark nur noch unübersichtlicher und verunsichert die Konsumentinnen und Konsumenten.

Statt solchem Greenwashing fordern wir faire und kostendeckende Preise, die es jeder Bäuerin, jedem Bauern erlauben, nachhaltig zu wirtschaften und in Würde davon leben zu können.

Kontakt:

Berthe Darras (FR) : b.darras@uniterre.ch – 079 904 63 74

Rudi Berli (FR/DE) : r.berli@uniterre.ch – 078 707 78 83

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