Edito von Valentina Hemmeler Maïga

«Wie schaffen Sie das in einer Welt, die hauptsächlich von Männern dominiert wird?» Da ich seit 20 Jahren in der beruflichen Interessensvertretung, der landwirtschaftlichen Beratung und der kantonalen Verwaltung tätig bin, wird mir diese Frage regelmässig gestellt. Die Herausforderung liegt in der Positionierung und dem Platz, den sich die Frauen selbst zugestehen, um gleichberechtigt behandelt zu werden. Eigenschaften, die Frauen auszeichnen: Nicht das Spiel der Männer spielen, die den Raum besetzen, indem sie zu lange reden, um einen Standpunkt auszudrücken, der in wenigen Sätzen formuliert werden kann. Vorschläge kurz und prägnant formulieren und die Vorschläge anderer anhören und berücksichtigen. Diese Qualitäten gilt es hervorzuheben. Deinen eigenen Platz einzunehmen bedeutet zugegebenermassen auch, bestimmte Äusserungen oder Haltungen nicht durchgehen zu lassen und den Ball entschlossen zurückzuspielen. Damit sind die Regeln festgelegt.

Aufgrund des Generationenwechsels gibt es immer mehr Bäuerinnen auf den Höfen, auch wenn sie heute noch in der Minderheit sind. Das sollte sie jedoch nicht davon abhalten, sich in Vereinskomitees oder in den von den Kantonen oder dem Bund eingesetzten Landwirtschaftskommissionen zu engagieren. Der Grosse Rat des Kantons Genf hat übrigens kürzlich ein Gesetz verabschiedet, das ab 2024 vorschreibt, dass in einer Kommission mindestens 40% des am wenigsten vertretenen Geschlechts vertreten sein müssen. Als Frauen haben wir oft einen anderen Blick auf die Herausforderungen in der Landwirtschaft: Ein aufmerksameres Ohr für die Erwartungen der Bevölkerung, ein besonderes Interesse an den Bedürfnissen der neuen Generation von Bäuerinnen und Bauern und an der Aufteilung der Verantwortung innerhalb der Ehe sowie ein höheres Umweltbewusstsein. Diese Vielfalt der Standpunkte trägt zum Reichtum der Debatten bei, insbesondere in einem beruflichen Umfeld, das noch häufig durch ein traditionelles Familien- und Unternehmerschema geprägt ist.

Zwar gibt es heute viele Frauen in der Verwaltung, doch im Kreis der höheren Führungskräfte sind sie immer noch in der Minderheit. Eine bessere Repräsentation kann nur über das «Recht» auf Teilzeitarbeit, auch in höheren Positionen, erreicht werden. Dies kann nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer nur von Vorteil sein, um Beruf und Privatleben besser miteinander vereinbaren zu können. Denn die Tage sind lang und intensiv. Das ist nur zu bewältigen, wenn sich der Ehepartner stark in die Familienarbeit einbringt. Dennoch bleibt die psychische Belastung bestehen: «Habe ich die Kinder für Ferienlager angemeldet, einen Termin beim Kinderarzt gemacht, sind die Hausaufgaben erledigt, habe ich genügend Qualitätszeit für meine Familie, meinen Partner, meine Kinder, meine Eltern… und für mich selbst?» Die heutige Herausforderung besteht zweifellos darin, sich auf persönlicher, familiärer und beruflicher Ebene in einem Gleichgewicht zu verwirklichen, das es zu finden oder sogar einzufordern gilt.

Aber kein Zögern: Nehmen wir Raum ein, er wird uns bestimmt nicht spontan gegeben.