Rückblick auf den Milchstreik von 2008. Ein grosser Moment bäuerlicher Mobilisierung.

Chronologie

 

2005 – Erstes Treffen der europäischen Milchproduzenten (EMB). Forderung nach einem kostendeckenden Preis von 40cts Euros/.-1 Fr. Sowie einer Mengensteuerung in bäuerlicher Hand. Strategie der Bündelung der Bauern, Streikdrohung.

2005, 18. Oktober – Pressekonferenz in Bern von Uniterre, Big-M und BZS, Vorstellung der Fahne «Milchstreik ja – Grève du lait oui». Während dem Winter Verkauf von 1200 Fahnen.

2006 – Frühzeitiger Ausstieg aus der Milchkontingentierung, Zuteilung von Mehrmengen.

2007 – Vollständige Liberalisierung des Käsehandels EU- Schweiz.

2007 Sommer, Vertrieb der Tafeln «Bauern brauchen einen fairen Milchpreis Fr. 1.-«.

2008, 1. Februar – Demonstration in Bern. Big-M und Uniterre demonstrieren für einen fairen Milchpreis von Fr. 1.-

26. Mai – Beginn Milchstreik in Deutschland.

27. Mai – Big-M ruft zum Milchstreik auf.

28. Mai – Uniterre ruft zum Milchstreik auf.

29. Mai – Bauernverbände Luzern und Aargau stellen sich hinter die Forderungen der Produzenten.

30. Mai – Bauernverbände Zürich und Jura solidarisiern sich ebenfalls. Teilstreik NBKS, BZS, BBK.

1. Juni – SMP stellt der Industrie ein Ultimatum für eine Preiserhöhung und droht sich auch zu solidarisiern.

2. Juni – Die Verhandlungen zwischen SMP und Industrie kommen um Mitternacht zu einem Abschluss.

3. Juni – Ende des Streiks.

Juni – In einer Basisbefragung sprechen sich 80 % der Milchproduzenten für eine private Mengensteuerung durch die Dachorganisation der Produzenten aus.

 

 

Die Forderungen. Die Basisorganisationen haben nicht die gleichen Forderungen: Auf der Preisebene fordert Big-M eine Erhöhung von 10 Rp ab 1. Juli und mittelfristig einen kostendeckenden Milchpreis von Fr.1.-, Uniterre fordert Fr. 1.- während BZS einen Milchpreis von 85 Rp. ab 1. Juni und Fr. 1.- mittelfristig verlangt. Die Dachorganisation SMP will eine sofortige Milchpreiserhöhung von 7 Rp. Der Milchpreis lag damals bei 72 Rp.

Auf allgemeiner Ebene verlangen die bäuerlichen Basisorganisationen alle eine Mengensteuerung in bäuerlicher Hand. Uniterre fordert die Bauern auf EMB beizutreten um das Angebot zu bündeln. Die bäuerlichen Komites NBKS/BZS/BBK verlangen von SMP die Streikführung zu übernehmen.

Die Dynamik der Entwicklung der Bewegung. Die intensive Pressearbeit (sowie das positive Presseecho und die Online Publikation einer Streikliste im Schweizer Bauer) sowie der Aufbau der «Streikzentren» in Obfelden und anschliessend in Rikon und Safenwil haben einen guten Moblisierungseffekt. Das Ultimatum des SMP sowie die Unterstützung mehrerer kantonaler Bauernverbände verbreiten die Bewegung ebenfalls. In der ganzen Schweiz beteiligen sich über 50 % der Produzenten am Lieferstop. Die Milchindustrie ist unter Druck.

Ende des Streiks. Am 2. Juni finden Verhandlungen zwischen SMP, der Industrie und den Verteilern statt. Die Basisorganisationen Big-M und Uniterre sind nicht daran beteiligt. In einem Ultimatum um Mitternacht schlägt die Industrie eine Milchpreiserhöhung von 6 Rp. vor. Uniterre lehnt die Form eines Ultimatums ab und verlangt eine Basisbefragung. SMP und Big-M akzeptieren das Resultat und stoppen den Streik. Uniterre und NBKS stellen den Streik am Abend des 3.Juni ein. •︎

 

Rudi Berli
Bauer und Uniterre Sekretär

Ergänzung zum Artikel-Interview in Uniterre – Die Unabhängige Bäuerliche Zeitung – Sonderausgabe Juli 2018

Abkürzungen :
Big-M Bäuerliche Interssen Gemeinschaft – Milchmarktkampf
BZS Bäuerliches Zentrum Schweiz
NBKS Neue Bauern Koordination Schweiz
BBK Berner Bäuerliches Komitee
FPSL Schweizer Milch Produzenten, Dachverband
EMB European Milk Board