Europäische Mitgliederversammlung des EMB am 26. und 27. Juni im Brussels – EMB Pressemiteilung

Bei der jüngsten Mitgliederversammlung des European Milk Board (EMB) kamen Milcherzeugerorganisationen aus zahlreichen europäischen Staaten zusammen, um über zentrale Herausforderungen der Milchbranche zu diskutieren. Man war sich dabei einig: Auch wenn auf den Höfen kostendeckende Preise jetzt viel öfter vorkommen als zuvor – man daher dem Ziel des EMB immer nähergekommen ist – sind die grundlegenden Probleme des Milchsektors noch nicht gelöst und müssen JETZT angegangen werden.

„Die wirklichen Kosten zuzüglich einer Gewinnmarge, die wir bekommen sollten, werden immer noch nicht gedeckt. Der Sektor ist nicht gesund“, umschreibt der EMB-Vorsitzende Kjartan Poulsen die Situation am Milchmarkt. Sein Kollege – EMB-Vizevorsitzender Boris Gondouin – ergänzt: „Es braucht eine positive und nachhaltige Regulierung. Ja, sicher – wir haben jetzt auch eine Art Regulierung im Sektor. Aber die ist ungemein problematisch, denn sie beruht auf dem Wegsterben vieler bäuerlicher Betriebe, wodurch die Menge knapper geworden ist. Das kann und darf nicht die Zukunft des Milchsektors sein!“

Die strukturellen Probleme am Milchmarkt sind nicht gelöst. Im Gegenteil, sie sind heute stärker als je zuvor. Deshalb müssen die Milcherzeuger weiterkämpfen – für tiefgreifende, sinnvolle Reformen.

EMB erkennt progressive Position der EU-Kommission an – doch mehr Entschlossenheit ist gefragt

Positiv wurde auf der Versammlung die aktuelle Position der EU-Kommission zur Reformierung der Gemeinsamen Marktorganisation aufgenommen. Doch die Milcherzeuger machen deutlich: Es braucht nun auch vom EU-Parlament und dem Rat konkrete politische Entscheidungen, um die Reformen tatsächlich auf den Weg zu bringen. Denn nur so können Landwirte auf den Höfen gehalten werden und Neueinsteiger eine echte Perspektive vorfinden.

Die zentralen Reformforderungen des EMB:

  1. Kriseninstrumente mit Präventivwirkung:
    Das EMB fordert die Integration vorausschauender Maßnahmen zur Marktstabilisierung, wie das Marktverantwortungsprogramm (MVP), um extreme Preisschwankungen und Verluste wirksam zu verhindern.
  2. Stärkung der Erzeugergemeinschaften:
    Produzentenorganisationen sollten europaweit eine kollektive Verhandlungsmacht von bis zu 30 % des EU-Marktes erhalten. Dies soll zu gerechteren Preisen in den Marktbeziehungen mit Molkereien und dem Einzelhandel führen.
  3. Faire Handelspraktiken durch gesetzliches Verbot von nichtkostendeckenden Preisen:
    Preise unterhalb der Produktionskosten sollten verboten werden, um unlauteren Wettbewerb und die Ausnutzung von Marktmacht entlang der Wertschöpfungskette zu verhindern.
  4. Verpflichtende Verträge mit fairen Klauseln:
    Das EMB fordert EU-weit verbindliche Verträge zwischen Milcherzeugern und Verarbeitern, die eine ausgeglichene und partnerschaftliche Zusammenarbeit sicherstellen.
  5. Einbindung der genossenschaftlichen Verarbeiter in ein gerechtes Marktsystem:
    Genossenschaftliche Molkereien müssen als integraler Bestandteil der Marktordnung einbezogen werden – mit allen Rechten und Pflichten.
  6. Bürokratische Maßnahmen, die den Erzeugern und der Produktion das Leben schwer machen, müssen identifiziert und drastisch reduziert werden. Trotz höherem Milchpreis verlassen viele Erzeuger die Produktion, da sie mit steigenden Anforderungen und einem ständigen Mehr an Bürokratie die Erzeugung nicht weiterführen können. Wer dennoch weiterproduziert, kappt einen Großteil seiner Investitionen, da er nicht mehr an eine Zukunft in der Milchproduktion glaubt.   

Ziel: Landwirtschaft mit Zukunft

Die EMB-Mitgliederversammlung sendet ein klares Signal an die Politik in Brüssel und in den einzelnen europäischen Ländern: Ohne entschlossene Strukturreformen wird Europas Milchwirtschaft in eine Sackgasse geraten. „Unsere Vorschläge zeigen den Weg hin zu einer krisenfesten, fairen und nachhaltigen Milchproduktion. Jetzt ist es an der Zeit, sie umzusetzen“, betont EMB-Präsident Kjartan Poulsen.

Das EMB ist nicht die einzige Organisation, die sich für die ökonomischen und sozialen Belange in der Landwirtschaft einsetzt. Aus diesem Grund war es eine Ehre, dass auch ein Vertreter der Europäischen Föderation der Gewerkschaften für Lebensmittel, Landwirtschaft und Tourismus/ European Federation of Food, Agriculture and Tourism Trade Unions (EFFAT) die Positionen und Ziele seiner Organisation bei der EMB-Mitgliederversammlung vorgestellt hat. So wurde einmal mehr deutlich, dass man gemeinsam mit anderen konstruktiven Akteuren wichtige soziale Impulse auf der EU-Ebene setzen kann.

Rückmeldung von Uniterre:
Es war bestürzend zu sehen, dass während die Milchpreise in Europa steigen – je nach europäischem Land um 46 Rp auf 60 Rp (Euros) –, der Milchpreis in der Schweiz sinkt und sich bedauerlicherweise dem europäischen Milchpreis annähert. Eine traurige Feststellung. Wir werden in Kürze ausführlicher auf dieses Thema zurückkommen und eine Analyse der aktuellen Lage auf dem Schweizer Milchmarkt sowie der Gründe für den Rückgang der Milchpreise vorlegen.