Pressemiteilung von Uniterre
Am 20. und 21. Juni 2025 fand der Tag der offenen Tür auf dem brandneuen Bauernhof von Daniel Menoud, Milchproduzent in Rueyres-Treyfayes im Kanton Freiburg, statt. Das Ziel dieser neuen Anlage: 300 Kühe, hauptsächlich Holstein und Red Holstein, zu melken und eine Jahresproduktion von 4 Millionen Kilogramm Milch zu erzielen. Herr Menoud hat seinen Viehbestand verdoppelt. Er hat ein rotierendes Melkkarussell von DeLaval installiert, das Platz für 50 Milchkühe bietet. Pro Stunde können 230 Kühe gemolken werden.
Der Grund: Eine Entscheidung der Branchenorganisation Gruyère verbietet nun die Lieferung von Milch an mehr als drei Molkereien, während Herr Menoud damals an acht Molkereien lieferte. Um sich neu zu orientieren, beschliesst er, auf Industriemilch umzusteigen. Da der Preis für Industriemilch jedoch deutlich niedriger ist als der für Käsereimilch, insbesondere für die Herstellung von Gruyère AOP, verdoppelte Herr Menoud seinen Viehbestand, um die Einkommensverluste auszugleichen.
Zu diesen Entscheidungen haben wir nichts zu sagen, das ist unternehmerische Freiheit. Wir bedauern jedoch, dass der schlechte Preis für Industriemilch dazu zwingt, den Viehbestand zu verdoppeln.
Verwirrend ist ausserdem , dass der Dachverband der Schweizer Milchproduzent*innen, die SMP, diese Art der neuen Produktion gutheisst. Denn der Produktionsstandard für «nachhaltige Schweizer Milch» grüner Teppich/swissmilk green, der 2019 eingeführt wurde, ist seit 2024 zur Norm in der Schweizer Produktion geworden. In diesem Standard ist die Teilnahme am Programm «Regelmässiger Auslauf im Freien» (RAUS) oder am Programm «Besonders Tierfreundliches Stallhaltungssystem» (BTS) eine der zu erfüllenden Bedingungen. Darüber hinaus zeigt die gesamte visuelle und redaktionelle Kommunikation der SMP Kühe, die auf Weiden grasen.
Und doch findet sich in der gesamten Kommunikation rund um diesen neuen Betrieb kein Hinweis auf einen möglichen Auslauf der Kühe. Der einzige Hinweis, der in dem Artikel von der Zeitung Gruyère vom 5. Juni 2025 zu finden ist, deutet darauf hin, dass die Kühe nicht mehr auf die Weide gehen: «Früher gingen wir zweimal täglich auf die Weide. Wir gaben den Tieren eine grosse Fläche.. Dann stritten sie sich darum, das Beste schnell zu fressen. Jetzt gibt es diesen Kampf nicht mehr.»
Einige Kritiker werden uns sagen, dass für den grünen Teppich entweder die Anforderungen von RAUS oder BTS erfüllt werden müssen, sodass dieser neue Betrieb, der BTS erfüllt, nicht verpflichtet ist, das RAUS-Programm einzuhalten. Das ist richtig. Aber ist es nachhaltig, keine Kühe mehr auf der Weide zu haben?
Wir erwarten von der SMP, dass sie ihre Kommunikation und ihre Aussagen in Einklang bringt. Nein, dieser neue XXL-Bauernhof ist kein Beispiel für die von der SMP so hochgelobte Nachhaltigkeit, wenn diese Kühe tatsächlich keinen Auslauf auf der Weide geniessen können.
Manche werden uns entgegenhalten, dass Herr Hagenbuch bei der Besichtigung dieses neuen Betriebs diese neue Produktionsart nicht offen kritisieren konnte, was verständlich ist. Aber wäre es in diesem Fall nicht besser gewesen, gar nichts zu sagen?
Für uns, Uniterre, steht dieses Produktionsmodell im krassen Gegensatz zu der bäuerlichen Landwirtschaft, die uns sehr am Herzen liegt und für die wir uns mit Leib und Seele einsetzen!
Dieses Modell kann auf keinen Fall zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit führen. Darüber hinaus muss eine Schweizer Milchproduktion, die der Nachhaltigkeit entspricht, dezentralisiert sein und geeignete Regionen in der ganzen Schweiz nutzen, anstatt sich auf Produktionsbereiche im Flachland zu konzentrieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die SMP mit ihrem Lob für einen Betrieb ohne Weidegang gerade über den “grünen Teppich” stolpert.
Die SMP muss sich stattdessen mit aller Kraft für Folgendes einsetzen:
- Bessere Milchpreise, um solche Entscheidungen zu vermeiden, die zu einer noch offensichtlicheren Industrialisierung der Schweizer Landwirtschaft führen.
- Erhaltung der bestehenden Milchstrukturen und den Stopp des Abwärtstrends: Anfang 2025 gab es nur noch 16’759 Milchproduzenten gegenüber 44’000 im Jahr 1996.
- Verteidigung einer nachhaltigen Milchproduktion, die das Wohlergehen der Tiere fördert und überwiegend auf Weidehaltung basiert, so wie es in der Eigenwerbung dargestellt wird.
Es geht um unsere Ernährungssouveränität!
Kontakt:
Berthe Darras, b.darras@uniterre.ch , 079 904 63 74