Diesen Donnerstag, 2. November 2023, hat Uniterre seine Kampagne «Faire Preise, jetzt!» mit einer Veranstaltung in Freiburg – fürs Erste – abgeschlossen. Uniterre hat an dem Anlass nicht nur eine Bilanz zur Kampagne gezogen, sondern auch ein konkretes Projekt für eine faire Wertschöpfungskette ins Zentrum gestellt. Ausserdem gibt es auf parlamentarischer Ebene einen grossen Erfolg zu feiern.

Am 17. August hat unsere Organisation über 100 Produzent*innen, Vertreter*innen des verarbeitenden Handwerks sowie Konsument*innen auf dem Bundesplatz in Bern mobilisiert. Unsere Forderung: Faire Preise, jetzt!

Wir befinden uns in einem unausgewogenen Kräfteverhältnis, in dem wenige Verarbeiter und Grossverteiler ihre Preise durchsetzen und auf Kosten der Produzenten enorme Gewinnmargen einstreichen. Der Schweizer Einzelhandel wird zu fast 80% von Migros und Coop kontrolliert. Für die Produzent*innen steigen die Kosten stetig, ohne dass dies mit höheren Abnahmepreisen ausgeglichen wird. Immer mehr Recherchen, über die Zeitung LeTemps, den Westschweizer Konsumentenschutz FRC bis zum Preisüberwacher Stefan Meierhans, bestätigen uns in der Feststellung dieses Ungleichgewichts.

Seit der Mobilisierung im August ist einiges passiert. Mit dem Thema fairer, kostendeckender Produzentenpreise haben wir viel Aufmerksamkeit geerntet. Unsere Forderungen haben wir an Veranstaltungen, in einer Spezialausgabe unserer Zeitung und im direkten Austausch diskutiert. Ausserdem ist Uniterre ungemütlich geworden: Coop hat von uns einen Preis für seine Vogel-Strauss-Politik überreicht bekommen, wir haben uns vor den Räumlichkeiten von ELSA gegen die Milchpreissenkung stark gemacht und Aldi für seine irreführende Werbekampagne kritisiert.

Ausserdem gibt es Grund zu feiern. Die beiden parlamentarischen Initiativen, die von Uniterre mitverfasst und von den beiden Nationalrätinnen Isabelle Pasquier-Eichenberger und Valentine Python eingereicht wurden, waren diesen Montag, 30. Oktober, Diskussionsgegenstand in der zuständigen nationalrätlichen Kommission. Uniterre ist mehr als zufrieden, dass eine grosse Merheit der Kommission die Wichtigkeit von mehr Transparenz in den landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten anerkennt und deshalb die Initiative 22.477 für eine Ausweitung der Preisbeobachtungsstelle angenommen hat. Uniterre bedauert allerdings, dass die Initiative 22.476 für eine anonyme Ombudsstelle in Landwirtschafts- und Ernährungsfragen abgelehnt wurde. Ein solches Organ wäre essenziell, um unlauteren Handelspraktiken, wie zum Beispiel dem Kauf unterhalb der Produktionskosten, Einhalt zu gebieten. Wir sind den beiden Nationalrätinnen Isabelle Pasquier-Eichenberger und Valentine Python sehr dankbar für diese produktive Zusammenarbeit und ihr starkes Engagement für ein wirklich nachhaltigeres Ernährungs- und Landwirtschaftssystem.

Gleichzeitig haben wir an der Abschlussveranstaltung den Blick auf ein neues Projekt gerichtet. Kurt Zimmermann von der Genossenschaft ProGana und Lionel Avanthay vom Unternehmen Laudato Si‘ entwickeln derzeit ein Projekt für faires Bio-Brotgetreide nach dem Vorbild der Fairen Milch. In einem ersten Schritt geht es darum, einen fairen Preis für Bio-Brotgetreide zu errechnen. Im zweiten Schritt steht die Kommerzialisierung im Zentrum. Die Wertschöpfungskette soll transparent gestaltet werden und die Produkte, namentlich Mehl, Brot, Pasta, möglichst regional zugänglich sein.

Uniterre unterstützt dieses Projekt und setzt sich auch in Zukunft, für faire Preise, mehr Verhandlungsmacht der Bäuerinnen und Bauern in den Branchenorganisationen und gegen unfairen Wettbewerb ein.

Auch wenn unsere Kampagne für faire Preise zu Ende geht, bleiben unsere Forderungen bestehen! Wir werden weiter dafür kämpfen, dass Bauernfamilien ein würdiges Leben führen können.