Agrarökologie

An der Seite von La Via Campesina beschäftigt sich Uniterre seit 2013 mit dem Konzept der Agrarökologie und mit der Notwendigkeit, Alternativen zum derzeitigen agrarindustriellen Modell zu entwickeln. Agrarökologie ist mehr als eine neue Art der Produktion. Sie ist auch eine Lebensweise und ein Prozess des sozialen Wandels. Die Agrarökologie betrachtet die verschiedenen Arten nicht isoliert, sondern befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen Menschen, Tieren, natürlichen Ökosystemen und landwirtschaftlichen Produktionssystemen. Der Bauernhof ist somit ein «Agrarökosystem», das sich optimal in die Umwelt einfügen und dazu beitragen soll, die Probleme im Zusammenhang mit dem Klimawandel und dem Verlust der biologischen Vielfalt zu mildern.

Wenn wir von Agrarökologie sprechen, meinen wir:
• Die Entwicklung von landwirtschaftlichen Systemen, die mit weniger Hilfsmitteln (Pestizide und synthetische Düngemittel, Kraftfutter, Maschinen usw.) und Energie auskommen;
• Die Entwicklung von Nahrungsmittelsystemen, die weitestgehend auf lokaler Produktion und lokalem Verkauf basieren und darauf abzielen, Verschwendung, Transport und Gesundheitskosten zu reduzieren;
• Die Erhaltung und Weiterentwicklung der Bodenfruchtbarkeit sowie die nachhaltige Nutzung von Wasser und allen natürlichen Ressourcen;
• Die Produktion und Nutzung von lokalen, an das jeweilige Gebiet angepassten Sorten und Tierrassen sowie die Förderung der bäuerlichen Kontrolle ebendieser Ressourcen;
• Die Förderung einer weniger mechanisierten und digitalisierten Landwirtschaft, die jedoch offen für den Fortschritt ist, z. B. durch Agroforstwirtschaft, Low-Tech oder Diversifizierung der Anbaumethoden;
• Die Aufrechterhaltung einer Basis von kleinen und mittelgrossen Bauernhöfen und eine nachhaltige und angepasste Nutzung der verschiedenen geografischen und klimatischen Zonen unseres Landes;
• Die Sicherstellung des Zugangs zu Land, Wissen und Ressourcen insbesondere für junge Menschen, Frauen, neo-rurale Bewegungen und Kollektive. Und die Sicherung eines menschenwürdigen Einkommens für diese Personengruppen.

Agrarökologie für Kleinbauern gemäss ECVC

Solidarische Landwirtschaft

Uniterre hat sich von Beginn an für die Schaffung und Unterstützung der Bewegung der vertragsbasierten und solidarischen Landwirtschaft engagiert. Die Vertragslandwirtschaft (VL), auch solidarische Landwirtschaft (Solawi) oder auf Englisch Community Supported Agriculture (CSA) genannt, hat sich zu einer Bewegung entwickelt, die Landwirtschaft auf neue Weise denkt und umsetzt. Sie entwickelte sich um 1970 in Japan und startete 1978 in Genf mit der Genossenschaft Les Jardins de Cocagne.

Die Bewegung bringt Konsument*innen und Produzent*innen zusammen. Erstere verpflichten sich vertraglich dazu, Gemüse oder andere Lebensmittel von einem oder mehreren Bauernhöfen zu kaufen und bezahlen im Voraus. Produzent*innen erhalten ihrerseits Planungssicherheit und sind nicht gezwungen, Überschüsse anzubauen. Darüber hinaus ermöglicht die direkte Verbindung zwischen Konsumierenden und Produzierenden eine solidarische Diskussion über kostendeckende Preise und einen sozialen Zugang zu hochwertigen, lokalen und gesunden Lebensmitteln. Dies ist einer der Wege, um sich von den grossen Handelsketten zu befreien und sowohl auf dem Feld als auch auf dem Teller eine gewisse Autonomie wiederzuerlangen.

In der Schweiz und auf der ganzen Welt entstehen immer mehr solcher Initiativen. Diese Bewegung zeigt, dass eine andere Landwirtschaft möglich ist. Eine Landwirtschaft, die in vielerlei Hinsicht vorbildlich ist: kurze Kreisläufe, Fokus auf Handarbeit, geringer Energieverbrauch, wenig Abfall. Sie bietet mehr als nur frische Nahrungsmittel, sie bietet die Möglichkeit, solidarische Wirtschaftsformen auszuprobieren und in die Praxis umzusetzen!

www.solawi.ch