Vor drei Jahren hat die Migros die faire Milch (www.faireswiss.ch) aus dem Sortiment geworfen und seitdem keine fair gehandelte Milch mehr im Angebot. Auch auf Verhandlungen hat sich die Migros nicht mehr eingelassen. 

Die Schuld dafür schiebt die Migros den Konsument:innen in die Schuhe und lenkt davon ab, dass sie selbst die faire Milch aus den Regalen verbannt haben. “Wir sehen derzeit keine ausreichend grosse Nachfrage. Zudem sind zu wenige Konsumentinnen und Konsumenten bereit, einen deutlich höheren Preis für Fairtrade-Milch zu bezahlen”, teilte die Migros vor einigen Tagen dem Verein zur Förderung fairer Milch mit.

Das stimmt nicht – und wir wollen es beweisen. Unterzeichne unseren Aufruf und teile den Migros-Verantwortlichen mit, dass die Konsument:innen faire Milch im Angebot wollen. Hier kannst du mit wenigen Klicks mitmachen.

Gemeinsam können wir der Migros klarmachen, dass es so nicht weitergeht. Vielen herzlichen Dank!

———

Pressemitteilung : Stopp von Dumping-Milchpreisen bei der Migros

Die Migros weigert sich, den Schweizer Milchproduzent:innen einen Preis zu bezahlen, mit dem sie die Produktionskosten decken können. Der Verein zur Förderung fairer Milch fordert die Migros zusammen mit den KonsumentInnen auf, endlich faire Milch ins Sortiment aufzunehmen.

Der Verein zur Förderung fairer Milch hat heute an einer Medienkonferenz in Bern einen öffentlichen Aufruf (faire-milch-jetzt.ch) an die Migros lanciert. Der Verein fordert die Migros gemeinsam mit den KonsumentInnen auf, fair gehandelte Milch ins Angebot aufzunehmen und die Schweizer Milchwirtschaft zu erhalten.

Der Milchpreis, den Schweizer Landwirte erhalten, reicht seit Jahren nicht mehr aus: Er ist so tief, dass damit nicht einmal die Produktionskosten gedeckt werden können. Eine entscheidende Rolle spielen dabei Detailhändlerinnen wie die Migros, welche die Einkaufspreise bestimmen.

Agridea hatte bereits vor einigen Jahren berechnet, dass der Milchpreis bei 98 Rappen pro Kilogramm liegen müsste, um die Kosten zu decken. Der von der Migros bezahlte Preis liegt mit derzeit rund 79 Rappen jedoch deutlich darunter.

Die Schuld für die tiefen Milchpreise wälzt die Migros auf die Konsument:innen ab und behauptete – zuletzt in diesem Oktober – gegenüber dem Verein, es gebe keinen Bedarf für faire Milch. Die Detailhändlerin entzieht sich somit ihrer Verantwortung und erhöht lieber den Druck auf die Landwirtschaft. Pikant: faire Milch war schon einmal im Sortiment der Migros, im Jahre 2021, und hat sich damals gut verkauft.

Migros fördert Verschwinden von Milchviehbetrieben

“Die Migros übt riesigen Druck auf die Milchwirtschaft aus”, sagt Benoît Gaillard, Nationalrat SP und Präsident des Vereins zur Förderung fairer Milch. “Dabei wollen die Landwirte wie alle anderen in der Schweiz nur eins: von ihrer Arbeit leben können. Und dazu gehören faire Preise.”

Die Preise, die von der Migros bestimmt werden, haben direkte Konsequenzen für die Milchbetriebe. “Insbesondere für kleine und mittlere Betriebe wird die Milchproduktion zu einem immer bedrohlicheren Verlustgeschäft”, so Gaillard.

Die Folge der Preispolitik der Migros: Rund die Hälfte der Betriebe hat in den letzten 20 Jahren schliessen müssen.  “Wenn das so weitergeht, können wir irgendwann die Bevölkerung nicht mehr mit Schweizer Milch versorgen, es geht um unsere Ernährungssicherheit.”, sagt Jacques Nicolet, Nationalrat SVP und selbst Landwirt. Damit wäre die Schweiz auf Milch-Importe angewiesen. “Wir können die Ernährungssicherheit nicht mehr garantieren1, verlieren unsere Unabhängigkeit und sind bei der Milch der internationalen Zoll- und Handelspolitik ausgeliefert.”

Kritik an der fadenscheinigen Argumentation der Migros für die Tiefpreise kommt auch vom Westschweizer Konsumentenschutzverband (Fédération romande des consommateurs, FRC). “Wenn die Konsumentinnen und Konsumenten wissen, dass das Geld den Produzenten und arbeitenden Menschen wirklich zu Gute kommt, sind sie durchaus bereit, etwas mehr zu bezahlen”, unterstreicht Laurianne Altwegg, Leiterin Landwirtschaft beim FRC. “Was bei ausländischen landwirtschaftlichen Produkten selbstverständlich ist, muss auch für Schweizer Milch gelten: Fairtrade gehört zum Angebot, dann entscheiden die Konsumentnnen und Konsumenten”.

„Der Milchmarkt befindet sich seit Jahrzehnten in einer strukturellen Sackgasse. Wenn sich nichts ändert, wird sich der Niedergang in den nächsten Jahren weiter beschleunigen: noch viel mehr Betriebe werden gezwungen sein, auf die Produktion von Milch zu verzichten“, warnt Berthe Darras, Sekretärin des Vereins zur Förderung fairer Milch.

Was ist faire Milch?

Faire Milch wird zu einem Einkaufspreis gehandelt, mit dem die Produktionskosten für die Milch gedeckt werden können. Dies ist vergleichbar mit Fair-Trade-Produkten.

Agridea hat in einer Studie vor knapp 10 Jahren einen Verkaufspreis für die Milch von 98 Rappen berechnet, den Landwirte für die Deckung der Produktionskosten verlangen müssten. Diese Kosten sind in den letzten Jahren stetig angestiegen, der Einkaufspreis bei der Migros liegt heute mit etwa 79 Rappen allerdings immer noch weit darunter.In der Schweiz gibt es verschiedene Anbieter von fairer Milch, zum Beispiel die «Die faire Milch» (faireswiss.ch) aus der Westschweiz, «Di fair Milch» (di-fair-milch.ch) aus dem Säuliamt oder das blaue Herz FAIR. Die Migros hat allerdings keine faire Milch in ihrem Angebot – oder besser gesagt, keine mehr. Mit dem Aufruf wird sie aufgefordert, den Schritt rückgängig zu machen und den KonsumentInnen endlich die Wahl zu geben.

Ansprechpersonen:

Benoît Gaillard, 079 773 47 61, benoit.gaillard@parl.ch

Berthe Darras, 079 904 63 74, b.darras@uniterre.ch

 Pressemitteilung im pdf