Pressemitteilung von Uniterre, ECVC, Solifonds, AGRISODU

Ein beispielloser Angriff gegen das Arbeitsrecht: Eurosol ist ein Exporteur von Obst und Gemüse in Almeria. Im Jahr 2018 erreichten die Arbeiter des Eurosol-Landwirtschaftsbetriebs «Matías de Níjar » mit Unterstützung der Gewerkschaft SOC-SAT die Wahl eines Betriebsrats, der die Einhaltung des Gesamtarbeitsvertrags für die Landwirtschaft durchsetzen konnte. Um die prekären Arbeitsbeding-ungen weiterführen zu können, organisierte EUROSOL im Jahr 2021 ein beispielloser Angriff gegen Arbeitsrecht und Versammlungsfreiheit indem sie langjährige Arbeiter durch neu eingestellte Arbeiter ersetzte, die vom Management manipuliert werden. Gleichzeitig entlässt sie nach und nach Mitglieder des Betriebsrates und Arbeitnehmer, die dieses unterstützen. 19 Arbeiter wurden seit Juli 2021 entlassen – und die Entlassungen gehen weiter.

Unklare Haltung der Migros Die Migros wurde bereits im Sommer 2021 auf Eurosol angesprochen. Daraufhin ordnete die Migros ein sogenannter Sozial-audit an, um Eurosol zu untersuchen. Der Auditbericht ignoriert jedoch den Kontext und reduziert die Situation auf einen «Konflikt zwischen zwei Gruppen von Arbeitnehmern«. UNITERRE, SOLIFONDS, Agrisodu und die Fédération Romande des Consommateurs sind aufgrund der ihnen zur Verfügung stehenden Dokumente zum Schluss gekommen, dass Migros den Auditbericht in Wirklichkeit dazu benutzt, nichts zu unternehmen!

Einschätzung der Antworten von Migros:

Was Migros uns erzählt: Sie würde für ihre Kontrollen die Dienste von erfahrenen und kompetenten Organisationen in Anspruch nehmen.

In Wahrheit: Die Dokumente zeigen, dass das Audit so durchgeführt wurde, dass der Lieferant der Migros in allen Punkten konform war.

Was Migros uns erzählt:Sie sagt, dass sie Rechtsverletzungen in ihrer Lieferkette nicht toleriert, sich auf das Recht des jeweiligen Landes und auf Gerichtsurteile stützt und von ihren Lieferanten Korrekturmass-nahmen verlangt, wenn die Auditberichte Rechtsverletzungen belegen.

In Wahrheit versucht sie, Zeit zu gewinnen: Da die Berichte der in Auftrag gegebenen Audits „keine Rechtsverletzungen belegen“, muss sie keine Massnahmen ergreifen. Gerichtsurteile lassen lange auf sich warten, in der Zwischenzeit sieht sich die Migros nicht gezwungen zu handeln und so kann der Lieferant durch die Entlassung von Arbeitnehmern vollendete Tatsachen schaffen.

UNITERRE, SOLIFONDS und die Organisationen von La Via Campesina halten fest, dass Migros nicht glaubwürdig ist und ihre Unternehmungsverantwortung innerhalb ihrer Lieferkette nicht wahrnimmt. Glaubwürdig ist die Migros erst, wenn sie folgende Massnahmen ergreift:

1.Keine Einkäufe bei Eurosol mehr bis die 19 entlassenen Arbeiter*innen wiedereingestellt werden.

2. Sich angesichts der Faktenlage vom im Oktober 2021 durchgeführten Audit zu distanzieren.

3. Sich verpflichten, unglaubwürdige Prüfsysteme (z. B. GRASP) durch neue, tatsächlich unabhängige Module zu ersetzen.

4. Sich für Transparenz einzusetzen, indem sie Anspruchsgruppen (Verbraucherverbände, NGOs usw.) einbezieht, und zwar in einem kontinuierlichen und offenen Dialog über die sozialen und ökologischen Auswirkungen in ihrer Lieferkette ermöglichen.

UNITERRE, SOLIFONDS, AGRISODU und die Organisationen von LA VIA CAMPESINA unterstützen die Pressemitteilung der Fédération Romande des Consommateurs zum selben Thema: https://www.frc.ch/postpratique/migros-le-gout-amer-de-la-ratatouille-espagnole/

Medienkontakt :

Uniterre, Mathias Stalder, 076 409 72 06

SOLIFONDS, Aurora Garcia, 079 944 53 73